FY 2021 Ausblick & Kommentar

Zurück in die Zukunft

Führt Joe Biden die USA zurück in die Zukunft? Glaubt man den aktuellen Entwicklungen an den Märkten, ist die Antwort Ja. PATRICK SEMANSKY AP KEYSTONE

Während die ersten Impfungen gegen das Coronavirus ausgeliefert werden und sich Joe Biden anschickt, ins Weisse Haus zu ziehen hat die Zukunft an den Finanzmärkten bereits begonnen. Ob Sie sich so positiv entwickeln wird, wie der gegenwärtige Optimismus der Anleger glauben lässt, wird sich zeigen. So könnten sich der Konsens bezüglich tiefer Inflation als trügerisch erweisen.

Licht am Ende des Tunnels

Gemessen an vergangenen Rezessionen ist die Erholung von dem pandemiebedingten wirtschaftlichen Einbruch des Frühjahrs äusserst rasch erfolgt. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem Umstand, dass fiskalische Unterstützungsprogramme in bisher ungekanntem Ausmass Einkommensausfälle kompensiert haben. Nichtsdestotrotz verbleiben Lücken in der Wirtschaftsleistung, die noch immer ein ähnliches Ausmass wie zum Tiefpunkt der globalen Finanzkrise aufweisen.


Mit einer zweiten Infektionswelle, welche nach Europa nun auch die Vereinigten Staaten zu überrollen beginnt, droht ein Rückfall in die Rezession. Rapide Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen geben jedoch Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche Erholung ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres beschleunigt.

Trotz Reflationserwartungen dürften anhaltende Interventionen der Zentralbanken im OECD-Raum dafür sorgen, dass die Zinsen am kurzen Ende auf Tiefständen verharren und am langen Ende der Kurve bestenfalls moderat steigen. Zumal der Ausgang der Wahlen in den Vereinigten Staaten Hoffnungen auf umfangreiche weitere Fiskalprogramme gedämpft hat.

Die vorherrschende, von den Erfahrungen aus der globalen Finanzkrise geprägte Konsenserwartung anhaltend tiefer Inflationsaussichten könnte sich als trügerisch erweisen. Im Gegensatz zur damaligen Situation, als sich die Regierungen insbesondere in Europa eine prozyklische Austeritätspolitik auferlegten, wird die geschaffene Zentralbankliquidität heute von den Staaten mit beiden Händen in Form fiskalischer Hilfsprogramme den privaten Haushalten zugeführt.

Der historisch einmalige Schritt der US-Notenbank, einen expliziten Auffangmechanismus für den Kreditmarkt zu etablieren, hat Unternehmensanleihen als höher rentierendes Substitut für Treasuries etabliert. Die daraus resultierte Ablösung des Kreditmarktes aus jeglicher fundamentalen Verankerung, fordert seitens der Anleger allerdings Selektivität.

Der laufende Finanzierungsbedarf für die auf ein immenses Mass angeschwollenen dualen Defizite des amerikanischen Staatshaushaltes und der Leistungsbilanz wird den Druck auf die US-Währung auch im kommenden Jahr aufrechterhalten.


Ihre Ansprechperson

Dr. David-Michael Lincke

Head of Asset & Portfolio Management

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Aktien: Erholung vollständig eingepreist

Trotz substanzieller verbleibender Lücken in der Wirtschaftsleistung, die noch immer ein ähnliches Ausmass wie zum Tiefpunkt der globalen Finanzkrise aufweisen, haben die Aktienmärkte eine V-förmige Erholung erfahren. Angeführt wurde diese vom amerikanischen Aktienmarkt, wo sich der von den Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie profitierende und damit als defensiv eingeschätzte Technologiesektor zum Zugpferd entwickelt hat.


Drei Faktoren zementieren eine anhaltend positive Grundstimmung: (1) Hoffnung auf weitere grosse fiskalisches Stimulierungsprogramme, (2) ungebrochenes Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, die Zinsen tief zu halten und somit Anlagen in Aktien ohne Alternative zu belassen, sowie (3) Hoffnung auf einen beschleunigten Durchbruch an der medizinischen Front mit wirksamen Impfstoffen und Therapeutika.

Die kräftigen Kursgewinne in den breiten Benchmarks täuschen darüber hinweg, dass die Erholung nur von wenigen Sektoren befördert worden ist. Das Phänomen der nachhaltigen Schwäche von zyklischen Substanztiteln (Value-Faktor) gegenüber Wachstumsaktien (Growth-Faktor) hat sich weiter akzentuiert und beschleunigt. Eine nachhaltige Trendwende zugunsten konjunktursensitiver Titel zeichnet sich mit der baldigen breiten Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe jedoch ab.

Unter den Regionen hellen sich die Aussichten für Asien und die Schwellenmärkte auf. China ist als erste grosse Volkswirtschaft auf den BIP-Wachstumspfad vor dem Virusausbruch zurückgekehrt, während Asien insgesamt von einer rigorosen Eindämmung der Pandemie profitiert.

Extreme Überbewertung und die hohe Abhängigkeit von Technologiewerten lassen uns vom amerikanischen Aktienmarkt Abstand nehmen. Die Aussicht auf ein baldiges erfolgreiches Überwinden der Pandemie lässt eine Umschichtung des Portfolios hin zu zyklischen Titeln und Sektoren angezeigt erscheinen. Neben Grundstoffen und zyklischen Konsumgütern wecken auch Finanztitel unser Interesse.

Insgesamt betrachtet bietet der globale Aktienmarkt für das kommende Jahr wenig attraktive Aussichten. Dies ist untypisch für die aktuelle Phase des Konjunkturzyklus, in der die Wirtschaft eben erst dabei ist, sich von einer tiefen und scharfen Rezession zu erholen. Doch die eventuelle Erholung und ein guter Teil der nachfolgenden Expansionsphase ist bereits vorweggenommen worden. Für Anleger bedeutet dies, dass ein passiver an den grossen Benchmarks orientierter Anlageansatz über die kommenden Jahre enttäuschende Resultate zeitigen dürfte. Stattdessen ist Selektivität angezeigt und aktiven Anlageansätzen der Vorzug einzuräumen.


Ihre Ansprechperson

Dr. David-Michael Lincke

Head of Asset & Portfolio Management

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Rohstoffe: Alles deutet auf einen Bullenmarkt hin

Auch die Rohstoffmärkte wurden vom Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hart getroffen. Abgesehen vom Energiesektor, der vom globalen Einbruch der Mobilität hart getroffen wurde, hat sich der Grossteil der anderen Sektoren jedoch bereits vollumfänglich erholt.


Beigetragen dazu hat insbesondere die rapide Erholung in China, das als erste grosse Volkswirtschaft auf den BIP-Wachstumspfad vor dem Virusausbruch zurückgekehrt ist und mit auf Infrastrukturinvestitionen fokussierter fiskalischer Massnahmen die Nachfrage nach Industriemetallen belebt hat. Edelmetalle profitierten zunächst von ihrer traditionellen Rolle als sicherer Hafen in der Folge aber auch vom nachhaltigen Rückgang der Realzinsen sowie der Abschwächung des US-Dollar, während ungünstige Wetterbedingungen, hohe Nachfrage und logistische Engpässe ab dem Sommer die Agrarpreise beflügelten.

Die Aussichten für das kommende Jahr werden unseres Erachtens durch Entwicklungen an drei Fronten bestimmt werden: (1) Seit Jahren anhaltende unzureichende Investitionstätigkeit zum Unterhalt und Ausbau von Produktionskapazitäten in der Ressourcenextraktion, (2) steigende Nachfrage durch politikgetriebene Stimulierungs- und Investitionsprogramme und (3) makroökomischen Rückendwind in der Form steigender Inflationsrisiken und fortgesetzter Abschwächung des US-Dollar.

Das Geschick des fossilen Energiesektors bleibt eng mit einer Normalisierung der weltweiten Wirtschaftsaktivität und insbesondere der Mobilität verbunden. Ausschlaggebend werden Ausmass und Geschwindigkeit einer Normalisierung des internationalen Flugverkehrs sein. Die Nachfragebasis für Industriemetalle dürfte sich angesichts grosser, auf grüne Technologien abzielender Infrastrukturprogramme in Europa und weiteren Ländern verbreitern, während anhaltend tiefe Realzinsen und eine schwache US-Währung das Anlegerinteresse an Edelmetallen aufrechterhalten. Im Agrarsektor ist angesichts hoher Preise mit einer Angebotsantwort zu rechnen. Die Gefahr eines besonders heftigen La Niña Wetterphänomens könnte diese jedoch konterkarieren.


Ihre Ansprechperson

Dr. David-Michael Lincke

Head of Asset & Portfolio Management

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Indien: Auf dem Weg der Besserung?

Die indische Wirtschaft litt zwei Monate lang unter einem strengen, landesweiten Lockdown. Nach einer brutalen Korrektur im dritten Quartal des Kalenderjahres erholt sich die Wirtschaft wieder. Die Entwicklung der Kennzahlen zeigt einen Aufwärtstrend an, das Wachstum scheint zurückzukehren.


Der Kreditmarkt zieht langsam wieder an. Das Bürgschaftsprogramm für KMU-Kredite erweist sich als sehr gute Initiative. Wenn die KMU wieder auf die Beine kommen und wachsen, wird auch die Wirtschaft als Ganzes davon profitieren.

Im Rahmen des PLI-Programms hat die Regierung für die kommenden 5 bis 10 Jahre produktionsabhängige Anreize in Höhe von etwa 1972,91 Mrd. Rupien angekündigt.

Die Reformen werden zu einer raschen Erholung führen, und im GJ 2022 wird das BIP voraussichtlich wieder um 13 % wachsen.


Ihre Ansprechperson

Chrys Kamber

Senior Portfolio Manager Padma India

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